An die 400 Menschen kamen am 9. November 2018 zu Lichtsignal Synagoge Liesing, um an die Zerstörung der Liesinger Synagoge vor 80 Jahren zu erinnern. Unsere Gedenkveranstaltung begann am Liesinger Platz, Bezirksvorsteher Gerald Bischof unterstrich dort die Wichtigkeit des Sich-Erinnerns gerade in heutigen Zeiten. Anschließend zogen wir mit einer Lichterkette zum ehemaligen Standort der Synagoge in der Dirmhirngasse 112.
Projektion auf das Amtshaus (Foto: Lisbeth Kovacic)
„Viele Menschen haben uns an diesem Abend gesagt, dass ihnen bisher gar nicht bewusst war, dass sich hier eine Synagoge befunden hat. Wir haben dieses Gebäude für einen Abend wieder sichtbar gemacht und damit eine aktive Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Holocausts angeregt. Es hat uns sehr gefreut, dass so vielen Menschen in Liesing die Erinnerungskultur ein Anliegen ist“, sagt Waltraut Kovacic von unserem Verein Steine der Erinnerung, der diese urbane Intervention initiiert hat.
Am Liesinger Amtshaus und am Gebäude an der Stelle der Synagoge waren an diesem Abend Computer-Rekonstruktionen der zerstörten Synagoge zu sehen. Am ehemaligen Standort der Synagoge wird es nun ein permanentes Lichtzeichen geben. Das Jüdische Museum Wien realisierte bei 25 zerstörten Wiener Synagogen Lichtskulpturen, die ab jetzt jeden Abend beleuchtet werden.
Richard von Weizäcker hat einmal gesagt: „Vergangenheit kann man nicht bewältigen, man kann sie nur verantwortlich zu verstehen versuchen.“ Mit unserer Veranstaltung am 9. November 2018 wollten wir dazu einen Beitrag leisten und die Erinnerungskultur im Bezirk stärken. Wir alle tragen Verantwortung, was in unserer Gesellschaft geschieht und es ist wichtig zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass ohne Widerstand der Bevölkerung alle bis auf eine Synagoge in Wien verbrannt, gesprengt und geplündert wurden. Die Synagoge in Liesing war eine der vielen, die beim Novemberpogrom zerstört wurden. Sie war nicht nur faktisch ausradiert, sondern auch aus dem allgemeinen Gedächtnis verschwunden. Selbst im Bezirk war lange kaum bekannt, wo sich die Synagoge genau befunden hatte, seit ein paar Jahren gibt es nun eine Gedenktafel am Nachbargrund. 80 Jahre nach ihrer Zerstörung sollte die Synagoge nun für eine Nacht sichtbar werden: am Amtshaus, um die politische Verantwortung zu symbolisieren und in der Dirmhirngasse, wo sie stand.
Projektion auf den Standort der Synagoge – Dirmhirngasse 112 (Foto: Michael Klemsch)
Danke für die Unterstützung!
Dass dies möglich wurde, verdanken wir sehr vielen Menschen: Besonders bedanken möchten wir uns bei Bezirksvorsteher Gerald Bischof – für sein Mitdenken und seine ideelle sowie praktische Unterstützung. Der Kulturausschuss des Bezirkes hat gemeinsam mit der Aktion Österreich100 des Bundeskanzleramtes unsere Veranstaltung finanziell unterstützt und damit die Realisierung ermöglicht.
Der Eventtechniker Erich Kulicska, die Grafikerin Maria Weilguni und die Videokünstlerin Lisbeth Kovacic haben uns in besonderem Ausmaß unterstützt. Unser Dank gilt auch Alexander Kerkoc, der ganz uneingeschränkt und selbstverständlich zur Projektion auf sein Firmengebäude ja gesagt hat. Er gilt ebenso dem Österreichischen Wachdienst (ÖWD) und der Firma Prangl, die wesentlich zum Gelingen beigetragen haben. Mit inhaltlicher Aufarbeitung und mit Projektiondateien haben Prof. Bob Martens und Arch. Herbert Peter sowie Gerald Netzl und Heide Liebhart unser Projekt unterstützt. Zuletzt möchten wir uns ganz besonders bei der Lokalen Agenda 21 und Gabriele Bargehr bedanken, die den Verein Steine der Erinnerung beständig unterstützen.
Versammlung am Liesinger Platz (Foto: Michael Klemsch)
Gruppenfoto vor der Projektion beim Amtshaus (v.l.n.r.): Katharina Lischka (Projekt OT beim Jüdischen Museum Wien), Alexandra Kropf (Steine der Erinnerung in Liesing), Bezirksvorsteher Gerald Bischof, Waltraut Kovavic (Steine der Erinnerung in Liesing), Robert Patocka (Steine der Erinnerung in Liesing), Gabriele Bargehr (Lokale Agenda 21 Wien) (Foto: Fanny Holter)