Zwangsarbeit bei Swietelsky

ORF Eco zeigte vergangenen Donnerstag eine Dokumentation zu Zwangsarbeit bei der Baufirma Swietelsky in der NS-Zeit. Wir beschäftigen uns derzeit mit Zwangsarbeit in Liesing, daher war diese Dokumentation für uns besonders interessant.

Der Unternehmensgründer Helmut Swietelsky war überzeugter Nationalsozialist, er war bereits 1933 Parteimitglied. Er profitierte deutlich von seinem frühen Engagement: Swietelsky erhielt mehrere Infrastruktur-Aufträge und er sicherte für sein Unternehmen ein arisiertes Gebäude als Wiener Zentrale – das Gebäude in der Rathausstraße 5.

Swietelsky war auch beim Bau der berüchtigten Durchgangs-Straße 4 beteiligt, die von Berlin in den Osten führte. Es waren hier Tausende, v.a. jüdische ZwangsarbeiterInnen tätig. Swietelsky zahlte für die Arbeitskräfte einen minimalen Beitrag an die SS, die Versorgung und Unterbringung übernahm. Wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde ermordet. Die unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen werden im Buch „Die Straße nach Lemberg“ von Eliyahu Yones beschrieben. Demnach waren die Vertreter von Swietelsky besonders brutal, während sich andere Facharbeiter menschlicher verhielten.

Swietelsky hat sich mit diesem Kapitel der eigenen Unternehmens-Geschichte bisher in keinster Weise auseinandergesetzt. Auch andere österreichische Bauunternehmen müssen sich ihrer NS-Vergangenheit stellen: Porr und Strabag thematisieren in Unternehmens-Chroniken in Buch-Form die NS-Zeit – nicht jedoch auf den Unternehmens-Websites. Dass dies durchaus angemessen möglich ist, zeigt die Voest, die sich offen mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt.

Interessant ist auch: Swietelsky weigerte sich im Jahr 2000 auch in den Versöhnungsfonds einzuzahlen – ebenso wie die Porr.

Es geht heute nicht primär um Schuld, sondern wie gehen wir mit der Vergangenheit um? Swietelsky hat hat die NS-Zeit bisher gar nicht aufgearbeitet, hat jetzt allerdings eine Historiker-Kommssion eingesetzt.

https://tvthek.orf.at/profile/Eco/11523082

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