Präsentation von „Zwangsarbeits-und Fremdarbeitslager in Liesing, 1938-1945“

Am 10. Jänner 2023 präsentiert der Verein Steine der Erinnerung in Liesing in Kooperation mit dem Bezirksmuseum Liesing die Broschüre „Zwangsarbeits-und Fremdarbeitslager in Liesing, 1938-1945.“ 

Der Vortragende Robert Patocka erörtert das Ergebnis eingehender Recherchen des Vereins, die zum Ziel hatten, die Standorte der Zwangsarbeits-und Fremdarbeitslager auf dem Gebiet des heutigen 23. Bezirks zu ermitteln. Die vorgestellte Broschüre beschreibt 26 solcher Standorte, teilweise sehr detailreich, deren Existenz als weitgehend gesichert gelten kann.

Patocka führt aus, dass wiewohl sich die Ermittlung von Angaben zur Nationalität und den Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter*innen als sehr herausfordernd erwies, anhand von Krankenberichten, archivierter Dokumentation von Arbeitsämtern und Krankenkassen und mittels alter Ausweise doch auch konkrete Informationen gewonnen werden konnten. 

Was die Nachforschung bzw. Erinnerungsarbeit außerdem erschwerte, so Patocka, sei der Mangel an Zeitzeugen, eine Folge des von den NS-Behörden verfügten Fraternisierungsverbots gegenüber Zwangsarbeiter*innen, das der Bevölkerung jegliche Kontaktaufnahme untersagte,  den Informationsaustausch verhinderte und Fehlverhalten auf rigide Art und Weise sanktionierte.

Die Broschüre steht InteressentInnen im Download-Bereich zu Verfügung – zum Lesen, Herunterladen oder Teilen (über das 3-Punkte-Symbol unter dem Lesefeld der Broschüre).

Gedenktafel für NS-Opfer am Liesinger Platz: Enthüllung am 25. August 2022

Eine Gedenktafel am Liesinger Platz erinnert jetzt an NS-Opfer aus dem 23. Bezirk. Unter dem Titel „Niemals vergessen“ ist die Tafel zunächst allen Menschen aus Liesing gewidmet, die auf Grund ihrer Religion, Herkunft, sexuellen Orientierung, Behinderung oder politischen Haltung verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Darüber hinaus wird insbesondere acht NS-Opfern gedacht, deren exakte Liesinger Adresse nicht mehr ermittelt werden konnte.

Der zentrale Platz direkt vor der öffentlichen Bücherei der Stadt Wien gibt der Gedenktafel eine besondere öffentliche Sichtbarkeit. Sie wird am 25.8.2022 von Bezirksvorsteher Gerald Bischof enthüllt. Wir werden außerdem über die Erinnerungsarbeit in Liesing und die nächsten Projekte erzählen.

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Erinnerungsarbeit in Liesing – Herausforderungen bei der Adressenrecherche

Der Verein Steine der Erinnerung in Liesing widmet sich seit mehreren Jahren dem Gedenken an Menschen, die während der NS-Zeit ermordet wurden. An den ehemaligen Wohnorten in Liesing werden Gedenksteine in den Boden eingelassen.  Die exakte Adresszuordnung ist in Liesing besonders schwierig, da sich der heutige 23. Bezirk aus mehreren Orten zusammensetzt. Zusätzlich sind Adressenangaben in Dokumenten oft ungenau – dies war auch bei den acht Ermordeten der Fall, denen nun mit einer gemeinsamen Tafel am Liesinger Platz gedacht wird. Neben ihren Namen und Geburtsdaten sind Informationen zu ihrer Deportation und Ermordung angeführt.

Ausblick auf die Vereins-Veranstaltungen im Herbst

Gedenktafel-Enthüllung: 25.8.2022, 17.30
Liesinger Platz vor der Bücherei, Breitenfurter Straße 358
Die Gedenktafel-Enthüllung findet im Freien statt, bitte Abstand einhalten. Nach der Enthüllung findet vor dem Agenda-Büro ein gemeinsamer Ausklang statt. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!

Gedenkbegehung im Raum Autofabrikstraße: 22.10.2022, 15.00
Im Zuge eines Rundgangs werden vier neue Steine der Erinnerung vorgestellt.

Stilles Gedenken zur Zerstörung der Synagoge Liesing: 9.11.2022, 18.00
Die Lichtinstallation 2018 war der Beginn unserer jährlichen Veranstaltung anlässlich der Pogromnacht 1938. Wir kommen heuer wieder am ehemaligen Platz der Synagoge in der Dirmhirngasse 112 zusammen.

Fotos von der Enthüllung am 25.8.2022

Weitere Hinweise zur Erinnerungsarbeit im Bezirk

Gedenktafel für Opfer der Euthansie

Bereits 2018 haben wir eine Gedenktafel für die rund 140 Liesinger Opfer der Euthanasie eröffnet. Sie kann zu den Öffnungszeiten des Liesinger Schlossparks besucht werden.

Mehr zur Gedenktafel: https://steine23.wordpress.com/2018/09/14/gedenkveranstaltung-fuer-liesinger-opfer-der-euthanasie/

Wege der Erinnerung durch Liesing

Mehrere Routen führen zu den Wohnorten von Menschen aus Liesing, die während der NS-Zeit ermordet wurden. Sie führen durch Alterlaa, Mauer etc. Bei jedem Rundgang besucht man selbständig anhand einer PDF-Broschüre mit Lageplan mehrere Steine der Erinnerung für Opfer der NS-Zeit.

PDF Weg der Erinnerung Raum Carlbergergasse

Virtueller Rundgang

Alle Steine der Erinnerung in Liesing kann man auch virtuell besuchen. Dazu öffnet man die Webseite www.dort.pw auf dem Smartphone oder Tablet. Besonders praktisch: Wenn man mit dem mobilen Endgerät zu einem Gedenkstein kommt, erscheint ein Fenster mit der Lebensgeschichte der Opfer und mit Aufnahmen in visueller und auditiver Form.

Broschüre zur Zwangsarbeit

Innerhalb des heutigen 23. Bezirks befanden sich während der NS-Zeit rund 30 Zwangsarbeits-Lager. Eine neue Broschüre listet die Standorte und Informationen dazu auf. Sie kann auf der Website des Vereins downgeloadet werden: http://steine23.at/. Zu den Zwangsarbeits-Lagern ist im Spätherbst außerdem eine Veranstaltung geplant.

Unser Verein Steine der Erinnerung entstand auf Initiative der Lokalen Agenda 21 Liesing und wird von der Bezirksvertretung Liesing und vom  Zukunftsfonds der Republik Österreich unterstützt.

Rückblick: Stilles Gedenken zum Novemberpogrom in Liesing

Nach einem Jahr Pause trafen wir uns heuer am 9. November 2021 wieder zu einem Stillen Gedenken zum Novemberpogrom.Ganz kurzfristig konnten wir uns über eine Projektion am ehemaligen Standort der Synagoge freuen. Als eine von 18 Synagogen in Deutschland und Österreich war die ehemalige Synagoge in Liesing für eine Nacht wieder zu sehen – ein leuchtendes Signal gegen den Antisemitismus. Das grenzüberschreitende Projekt wurde vom Jüdischen Weltkongress im Rahmen von #WeRemember realisiert. 

Mehr zur Synagoge Liesing

Gedenken zum Novemberpogrom: 9.11.2021

Nur wenige Meter vom Zentrum Liesings entfernt bestand eine Synagoge, bis sie 1938 vom NS-Regime zerstört wurde. Nach der Pause im vergangenen Jahr möchten wir heuer wieder mit einem stillen Gedenken im Freien an dieses Novemperpogrom erinnern. Wir treffen uns am 9. November 2021 am ehemaligen Standort der Synagoge in der Dirmhirngasse 112.

#WeRemember in Liesing
Innerhalb kürzester Zeit ist es dem Jüdischen Weltkongress gelungen, eine Projektion des rekonstruierten Gebäudes zu organiseren. Der ehemalige Atzgersdorfer Tempel wird an diesem Abend eine von 18 Synagogen in Deutschland und Österreich sein, die wieder zu sehen sein wird. Wie bereits 2018 wird damit die ehemalige Synagoge in der Dirmhirngasse für eine Nacht wieder erlebbar.

In Wien wird es im Rahmen von #WeRemember außerdem an den folgenden Standorten Video-Projektionen geben: Hubergasse, Pazmanitengasse und Tempelgasse. Die virtuellen Rekonstruktionen wurden von Prof. Martens und seinem Team an der TU Wien realisiert.

Das Gedenken an das Novemberpogrom in Liesing
9.November 2021, ehemaliger Standort der Synagoge: Dirmhirngasse 112

  • Ab ca. 18.00 Videoprojektion der rekonstruierten Synagoge – World Jewish Congress (gesamte Nacht)
  • 19.00 Stilles Gedenken – Verein Steine der Erinnerung in Liesing

Wir freuen uns, wenn Sie an diesem Abend in die Dirmhirngasse kommen und mit uns ein Zeichen des Gedenkens setzen. Bitte beachten Sie die aktuellen Corona-Regeln und tragen Sie eine FFP2-Maske.

Flyer zu #WeRemember in Deutschland und Österreich:
#WeRemember – November Pogromes 1938 WJC_Flyer

Mehr zur Synagoge Liesing (Atzgersdorfer Tempel)
Rückblick zur letzten Projektion 2018
Facebook-Veranstaltung

Video zur Veranstaltung 2018 (Länge: 1:10)
https://www.youtube.com/embed/Hm3fboshQw4?version=3&rel=1&showsearch=0&showinfo=1&iv_load_policy=1&fs=1&hl=de&autohide=2&wmode=transparent

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Historische Ansicht der Synagoge Liesing (Quelle: Jüdisches Museum, Archiv)

Gedenkveranstaltungen zum Novemberpogrom

Rund um den 9. November wird es viele Veranstaltungen zum Novemberpogrom vor 80 Jahren geben.

Neben unserer Lichtinstallation am Liesinger Platz möchten wir gerne auf diese  Veranstaltungen hinweisen:

Projekt OT – Lichtzeichen
Mehrere Gedenkveranstaltungen ab 8. November 2018 zu den neuen Lichtzeichen an den Stellen der 1938 zerstörten Synagogen und Bethäuser Wiens
http://www.jmw.at/de/projekt-ot

„Zerstörtes wieder sichtbar machen“ 
Veranstaltung der Steine des Gedenkens im 3. Bezirk zur Lichtskulptur vor der ehemaligen Synagoge
8.11., 19.30, Untere Viaduktgasse 13, 1030 Wien
Steine des Gedenkens

Niemals vergessen! Nie wieder Faschismus!
Mahnwache und Kundgebung
9.11., 18.00, Gedenkstein vor dem ehemaligen Aspangbahnhof
Platz der Opfer der Deportation/Leon Zelman Park (bei Ecke A.-Blamauerg./Aspangstr.), 1030 Wien

Gedenkveranstaltung in Perchtoldsdorf
9.11., 18.00 im Zellpark

Gedenkveranstaltungen in Mödling 
9.11., 18.30 beim Mahnmal vor der ehemaligen Synagoge, Enzersdorfer Straße 4
https://www.moedling.at/system/web/GetDocument.ashx?fileid=1737798

ZeitzeugInnen im Gespräch: gemeinsam erinnern
10.11., 18.30
Hörsaal 1, EG, Neues Institutsgebäude NIG, Universitätsstraße 7, 1010 Wien
ZeitzeugInnen-Gespräch

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Einen sehr guten Überblick zu den Veranstaltungen gibt es bei der Plattform Novembergedenken:
https://plattform.novembergedenken.at/

Steine der Erinnerung: Recherche und Verlegung

Stolpersteine bzw. Steine der der Erinnerung sind eine besonders schöne Form des Gedenkens an Opfer des Nationalsozialismus. Immer wieder entstehen Initiativen, die auf Bezirks- oder Stadtebene ermordeten Menschen in dieser Form gedenken wollen. Der folgende Text zeigt, wie man den Lebenshintergrund von NS-Opfern erhellen kann – als Handlungsanleitung und auch aus Hintergrundinformation zu unserer Tätigkeit bei den Steinen der Erinnerung in Liesing.

Gehen wir davon aus, dass man die Anzahl der Opfer in einem Bezirk oder Stadt nicht kennt, so ist die erste Anlaufstelle die Datenbank des DÖW (www.doew.at). Es sind dort über 70.000 Menschen aller Opfergruppen gespeichert. Klickt man „suchen“ an, so erscheint eine Maske, in die man den Wohnort eingeben kann. Sucht man z. B. Opfer aus Wiener Neustadt, so werden 76 Namen angezeigt. Zu sehen sind die Basisdaten, wie Geburtstag, Deportations- und Tötungsort sowie die letzte Wohnadresse. Diese letzte Wohnadresse ist aber mit Vorsicht zu behandeln, da sie meist die Adresse einer Sammelwohnung ist.

Den genauen Wohnort in Wien kann man in der Onlineausgabe des „Lehmann 1938, Band 2“ (oder 1939) finden – www.digital.wienbibliothek.at. Benützt man beide Ausgaben, so kann man sehr genau die Veränderungen durch die „Arisierung“ der Wohnungen sehen. Bei einer Adressauskunft aus dem Stadt- und Landesarchiv ist zu beachten, dass diese Auskunft kostenpflichtig ist (€ 35/Anfrage), selbst wenn man kein Ergebnis bekommt.

Unbedingt sollte man sich den Feuerwehrplan vom Bezirk oder der Stadt ausheben lassen! Dies ist notwendig, da sich die baulichen Gegebenheiten und Adressen im Laufe der letzten 80 Jahre oft verändert haben und daher mittels Feuerwehrplan und aktuellem Stadtplan der genaue Standort ermittelt werden kann. In Wien ist dieser im Stadt- und Landesarchiv (Gasometer) erhältlich.

Handelt es ich bei den Opfern um rassistisch verfolgte Menschen, so ist die nächste Datenbank jene der Gedenkstätte von Yad Vashem – www.yadvashem.org/de.html. In der digitalen Sammlung finden sich Zusatzinformationen zu den Opfern, wie Daten, Bilder, Deportationslisten oder Dokumente. Allerdings kann es vorkommen, dass der Name des Opfers oft mehrmals in unterschiedlicher Schreibweise vorkommt. Viele der Daten in der Datenbank von Yad Vashem stammen aus der Datenbank des DÖW. Bei manchen Opfern gibt es ein Testimonial, welches von Verwandten oder Nachfahren in die Datenbank gestellt wurde. Es kann außerdem einen Kontakt mit den Nachfahren ermöglichen, wenn man sie zu Eröffnung eines Steines der Erinnerung einladen möchte.

Eine gute Quelle für Daten und letzte Wohnadressen der Opfer ist die Israelitische Kultusgemeinde. Im Mai 1938 sandte die Wiener Kultusgemeinde 140.000 Ausreisefragebögen an ihre Mitglieder aus, wo viele persönliche Daten, wie Ausbildung, Beruf, Tätigkeit, Einkommen, Auswanderungsland, Verwandte im Ausland und vieles mehr abgefragt wurden. Auch die Daten der anderen Kultusgemeinden befinden sich in Wien, da die Kultusgemeinden in den Bundesländern 1938 aufgelöst wurden und die Auswanderung von Wien aus organisiert wurde. Diese Fragebögen sind digitalisiert und können gegen einen Unkostenbeitrag erworben werden. Sie runden sehr oft das Bild der Persönlichkeiten ab und stellen daher eine wertvolle Quelle dar.

Eine wertvolle Informationsquelle stellt Arolsen Archives: Internationales Zentrum über NS Verfolgung dar – www.arolsen-archives.org. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes und ist eine wichtige Wissensquelle für die heutige Gesellschaft. Man kann gegen einen Unkostenbeitrag eine Fülle an Dokumenten bekommen, insbesondere Dokumente aus Konzentrationslagern.

In der Regel reichen diese vier Recherchestufen, da sie leicht mittels Computer zu erledigen sind und keine persönliche Anwesenheit in einem Archiv erfordern. Natürlich gibt es noch Datenbanken zu „Arisierung“, zu Gerichtsakten, zu Theresienstadt, den Ghettos usw., aber bei diesen ist die Recherche aufwendiger.

Vor der Verlegung eines Steines ist die Genehmigung durch die örtliche Gemeinde einzuholen (in Wien MA 28). Die Verlegung erfolgt auf öffentlichem Grund und daher haben die Hausbesitzer/-bewohner keinen Anrainerstatus. Es macht natürlich Sinn, vor der Verlegung Kontakt mit dem Hauseigentümer und den Hausbewohnern aufzunehmen und für das Projekt zu interessieren, vielleicht sogar zu gewinnen.

Die Kosten für die Gravur, die Anfertigung des Steines (= Metallplatte) und die Verlegung bewegen sich in einem Rahmen von € 500 bis 650. Für die Finanzierung der Gedenksteine sind zunächst Spenden und Patenschaften zu nennen. Außerdem sind Einreichungen bei zwei Fonds möglich: „Zukunftsfonds der Republik Österreich“ www.zukunftsfonds-austria.at  und „Nationalfonds“ www.nationalfonds.org. Eine weitere Möglichkeit sind Unterstützungen durch das Kulturbudget einzelner Bezirke oder der Städte. In Wien ist es die MA 7, die hier zuständig ist, sowie die einzelnen Bezirksvertretungen.

Einem guten Gelingen dieser Gedenkarbeit steht nun nichts mehr im Wege. Sollten sie Fragen haben oder Hilfe benötigen, schreiben Sie an: steine-liesing@gmx.at.
Wir unterstützen gerne.

Zwangsarbeit bei Swietelsky

ORF Eco zeigte vergangenen Donnerstag eine Dokumentation zu Zwangsarbeit bei der Baufirma Swietelsky in der NS-Zeit. Wir beschäftigen uns derzeit mit Zwangsarbeit in Liesing, daher war diese Dokumentation für uns besonders interessant.

Der Unternehmensgründer Helmut Swietelsky war überzeugter Nationalsozialist, er war bereits 1933 Parteimitglied. Er profitierte deutlich von seinem frühen Engagement: Swietelsky erhielt mehrere Infrastruktur-Aufträge und er sicherte für sein Unternehmen ein arisiertes Gebäude als Wiener Zentrale – das Gebäude in der Rathausstraße 5.

Swietelsky war auch beim Bau der berüchtigten Durchgangs-Straße 4 beteiligt, die von Berlin in den Osten führte. Es waren hier Tausende, v.a. jüdische ZwangsarbeiterInnen tätig. Swietelsky zahlte für die Arbeitskräfte einen minimalen Beitrag an die SS, die Versorgung und Unterbringung übernahm. Wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde ermordet. Die unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen werden im Buch „Die Straße nach Lemberg“ von Eliyahu Yones beschrieben. Demnach waren die Vertreter von Swietelsky besonders brutal, während sich andere Facharbeiter menschlicher verhielten.

Swietelsky hat sich mit diesem Kapitel der eigenen Unternehmens-Geschichte bisher in keinster Weise auseinandergesetzt. Auch andere österreichische Bauunternehmen müssen sich ihrer NS-Vergangenheit stellen: Porr und Strabag thematisieren in Unternehmens-Chroniken in Buch-Form die NS-Zeit – nicht jedoch auf den Unternehmens-Websites. Dass dies durchaus angemessen möglich ist, zeigt die Voest, die sich offen mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt.

Interessant ist auch: Swietelsky weigerte sich im Jahr 2000 auch in den Versöhnungsfonds einzuzahlen – ebenso wie die Porr.

Es geht heute nicht primär um Schuld, sondern wie gehen wir mit der Vergangenheit um? Swietelsky hat hat die NS-Zeit bisher gar nicht aufgearbeitet, hat jetzt allerdings eine Historiker-Kommssion eingesetzt.

https://tvthek.orf.at/profile/Eco/11523082

Absage: Stilles Gedenken zum Novemberpogrom

Lichtsignal Synagoge Liesing

Update 4.11.20:
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen zur Covid19-Pandemie müssen wir das Stille Gedenken am 8.11.2020 absagen.

Nur wenige Meter vom Zentrum Liesings entfernt bestand eine Synagoge, bis sie im November 1938 vom NS-Regime zerstört wurde.
In diesem besonderen Jahr möchten wir mit einem stillen Gedenken im Freien daran erinnern. Niemals vergessen, niemals wieder Faschismus – das gilt immer.

Sonntag, 8.11.2020, 18.00-18.30

Wir treffen uns am ehemaligen Ort der Synagoge, Dirmhirngasse 112.
Öffentlich erreichbar: S-Bahn und Bus-Stationen Liesing.Bitte eine Maske tragen und Abstand halten. Bitte beachten Sie am Tag der Veranstaltung die aktuelle Situation zu Covid-19-Maßnahmen.

Mehr zur Synagoge Liesing
Rückblick zur Gedenk-Veranstaltung 2018
Facebook-Veranstaltung

Video zur Veranstaltung 2018 (Länge: 1:10)

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Historische Ansicht der Synagoge Liesing (Quelle: Jüdisches Museum, Archiv)

Rundgang und Veranstaltung zum Thema Euthanasie

Am 12. September 2020 stellen wir vier Steine der Erinnerung für Liesinger Kinder vor, die während der NS-Zeit am Spiegelgrund ermordet wurden. Im Anschluss findet in der Bücherei Liesing eine Gedenkveranstaltung zum Thema Euthanasie statt.

Gedenkveranstaltung Samstag, 12. September 2020
Treffpunkt: Elisenstraße 18, 1230 Wien

 Gedenkrundgang: 15:00 Uhr
Treffpunkt: Elisenstraße 18, 1230 Wien

  1. Station: Stein der Erinnerung für Marlene Fabro
    Elisenstraße 18
  2. Station: Stein der Erinnerung für Erika Stanzl
    Fröhlichgasse 28
  3. Station: Stein der Erinnerung für Therese Leitner
    Ziedlergasse 14
  4. Station: Stein der Erinnerung für Waltraud Karger
    Breitenfurterstraße 358 (bei der Bücherei)

Der Weg zwischen den Stationen wird mit dem Auto zurückgelegt.

Gedenkveranstaltung: 17.00 Uhr
Bücherei Liesing, Breitenfurter Straße 358, 1230 Wien
Referat: Marianne Karner vom Verein ÜBERsLEBEN – https://twitter.com/uebersleben.

Zum Gedenkrundgang im Freien bitte einfach kommen. Bitte Abstand einhalten, es ist nicht notwendig, eine Maske zu tragen. Bei der Veranstaltung in der Bücherei ist die Teilnehmer*innnenzahl beschränkt. Es ist eine verbindliche Anmeldung per E-Mail erforderlich: office@steine23.at.

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Gedenktafel für Opfer der Euthansie

Bereits 2018 haben wir eine Gedenktafel für die rund 140 Liesinger Opfer der Euthanasie eröffnet. Sie kann zu den Öffnungszeiten des Liesinger Schlossparks besucht werden.

Mehr zur Gedenktafel:
https://steine23.wordpress.com/2018/09/14/gedenkveranstaltung-fuer-liesinger-opfer-der-euthanasie/

Vorschau: Routen der Erinnerung durch Liesing
Demnächst werden vier Routen der Erinnerung durch Liesing fertiggestellt, die selbständig gegangen werden können, z. B. entlang der Breitenfurter Straße, in Alterlaa und in Mauer.

Rückblick zu Lichtsignal Synagoge Liesing

Rund 100 Menschen aus Liesing und Umgebung kamen heuer zu unserer Veranstaltung Lichtsignal Synagoge Liesing.

Wir haben zunächst einen neuen Stein der Erinnerung für Zdzistawa Ciehawa vorgestellt – an ihrem letzten Wohnort, bei dem sich heute der Billa-Markt am Liesinger Platz befindet. Die Liesingerin wurde 1944 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort ermordet.

Im Anschluss trafen wir uns beim Amtshaus am Liesinger Platz. Bezirksvorsteher Gerald Bischof betonte in seiner Rede die hohe Aktualität des Gedenkens. Die jüngste Liederbuch-Affäre zeigt erneut, wie verbreitet der Antisemitismus in Österreich noch immer ist. Es sprachen außerdem Waltraut Kovacic und Robert Patocka vom Verein Steine der Erinnerung in Liesing.

Mit Fackeln und Laternen bildeten wir danach einen Lichterzug zum  ehemaligen Standort der Synagoge (Dirmhirngasse 112). Dort hielt Gerald Netzl eine historische Gedenkansprache. Neben unseren Fackeln leuchtete in der Dirmhirngasse auch das permanente Lichtzeichen. Diese Lichtskulptur in Form eines Davidsterns wurde vom Jüdischen Museum Wien bei mehreren zerstörten Wiener Synagogen errichtet und wird jeden Abend beleuchtet.

Besonders bedanken möchten wir uns bei den Helferinnen und Helfern, die beim Austeilen der Fackeln und der Absicherung des Weges unterstützten. Es waren viele neue Nachbarinnen und Nachbarn darunter, die 2015 nach Österreich kamen.

Die Veranstaltung wurde vom Verein Steine der Erinnerung in Liesing organisiert und von der Bezirksvertretung Liesing sowie der Lokalen Agenda Liesing unterstützt.

Auszug aus den Gedenkworten von Waltraut Kovacic:

Was trieb Menschen dazu, ihre Nachbarinnen und Nachbarn, ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen, ihre Ärzte und Rechtsanwälte, ihre Kaufleute als minderwertig, als Sündenböcke, oder gar als nicht menschlich, nicht lebenswert zu sehen? Sie zu vertreiben, sie zu ermorden, einzig und allein, deshalb, weil sie Juden waren, die zum Teil seit vielen Generationen hier bei uns gelebt haben. Was veranlasste sie, deren Gotteshäuser zu zerstören?
Und wie ist das heute? Woher kommt Fremdenhass? Warum sollen in Not geratene Menschen bei uns keine Lebensberechtigung haben?
Der Verein Steine der Erinnerung, mit Unterstützung der Lokalen Agenda 21 Liesing, will an diesem Abend ein Zeichen setzen. Ein Lichtzeichen für eine bessere, gewaltfreie Zukunft.

Am Ort der Synagoge in der Dirmhirngasse
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Waltraut Kovacic vom Verein Steine der Erinnerung beim Stein der Erinnerung für Zdzistawa Ciehawa
Bezirksvorsteher Gerald Bischof bei seiner Gedenkrede am Liesinger Platz
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Das Organisations-Team der Veranstaltung
Robert Patocka vom Verein Steine der Erinnerung
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Gerald Netzl bei der historischen Gedenkrede
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Fotos: Lisbeth Kovacic und Alexandra Kropf

Mehr zur Synagoge Liesing
Facebook-Veranstaltung